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DAS FRÜHSTÜCK IM SARG oder
WIE KAUT MAN OHNE UNTERKIEFER?
 
Er trug ein weißes Hemd mit einer schwarzen Rose, eine dunkelrote Krawatte und einen Smoking. Er lag mit dem Gesicht nach oben in seinem Swimmingpool. Er war tot. Am Abend hatte er noch nicht geahnt, daß er sich am nächsten Morgen ermordet wiederfinden würde, und noch dazu in seinem eigenen Swimmingpool.
"Eigentlich hätte ich mir ein schöneres Ende vorstellen können, als eine Wasserleiche zu werden !" dachte er. Er versuchte, seinen Mord zu rekonstruieren. Wann war er ermordet worden ? Gestern nacht. Wo ? Bei sich zu Hause. Vor seinem Swimmingpool. Von wem? Von seinem Mörder. Er erinnerte sich nur noch, daß der Mörder schwarze Handschuhe getragen hatte, als er ihn erwürgte. Wenigstens etwas, was er der Polizei erzählen konnte. Das er erzählen mußte !
Er wollte aus dem Bassin herausspringen und zur Polizei laufen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, daß er tot war und sich nicht mehr bewegen konnte.
In diesem Moment drang ein greller Schrei an sein Ohr. Es war seine Frau, welche die Leiche gefunden hatte.
"Ich habe sie eigentlich nie recht gemocht. " dachte er. "Im Grunde genommen bin ich froh, daß ich sie nun los bin."
Man holte ihn aus dem Wasser heraus. Man untersuchte ihn und stellte fest, daß er durch Erwürgen umgekommen war. Man beerdigte ihn streng katholisch und brachte ihn in einen Sarg, wo er ungestört nachdenken konnte.
"Eigentlich war ich doch immer ein guter Mensch !" versuchte er, sich einzureden. Aber so leicht war er nicht zu überzeugen. "Na, wenigstens manchmal ! " schränkte er ein. Doch auch das half nicht viel.
Er versuchte, sich an seine guten Taten zu erinnern. Einmal hatte er ein Eichhörnchen mit Bonbons gefüttert. An dem Käfig hatte zwar "Füttern verboten" gestanden, aber was man nicht alles aus Tierliebe tut...
Was hatte er sonst Gutes getan? Angestrengt grübelte er. Er hatte sogar irgendwann einmal gebetet. Vielleicht in seiner Kindheit, er wußte es nicht mehr genau, jedenfalls hatte er gebetet.
Das half.
Sogleich fühlte er sich wohler, dachte erfreut, was für ein frommer Mensch er doch war, und was fromme Menschen nach dem Tod...
Sogleich verwarf er den Gedanken wieder als Kinderei und außerdem waren ihm Bedenken gekommen.
Wie wenig Gutes er doch in Wirklichkeit getan hatte ! Sein Bewußtsein verlosch langsam, viel langsamer als ihm lieb war.
"Aber ich will mich bessern ! " behauptete er müde, und eine schwache Hoffnung erfüllte ihn. Aber es war wohl jetzt zu spät.
"Wenn ich doch noch lebte und jetzt frühstücken könnte zusammen mit meiner Frau !" dachte er nur noch. Im nächsten Moment stand er einem gehörnten Mann gegenüber, der ihm lächelnd sein Frühstück servierte...